Carsten Höller „Vertigo“

Eingeklemmt zwischen Boden und Decke steht eine eiserne Säule, von der in Augenhöhe zwei Arme horizontal etwa einen Meter kreuzförmig nach außen weisen. An den Enden hängen zwei im traditionellen Lehmformverfahren gegossene Glocken. In der „Basis“ befindet sich ein elektrischer Antrieb, der über ein Steuermodul die Säule in eine Drehung um die eigene Achse versetzt. Bei Beginn der Rotation werden die beiden Glocken zum Klingen gebracht, wenn die Klöppel eine senkrechte Stange passieren. Mit zunehmender Geschwindigkeit werden die Glocken durch die Zentrifugalkraft angehoben, so dass die Klöppel nicht mehr anschlagen. Erst beim Abbremsen kommt es wieder zum Anschlagen der Klöppel.

Carsten Höllers Konstruktion von 1997 zeichnet sich dadurch aus, dass sie das Postulat von der Autonomie des Kunstobjekts hinterfragt und es in seiner Abhängigkeit von den Menschen vorstellt, die sich mit ihm beschäftigen. Die ästhetische Erscheinung ist nicht eigenständig und dauerhaft festgeschrieben; sie ist variabel und den durch die Partizipation der Besucher ausgelösten Interdependenzen unterworfen. Nicolas Bourriaud hat die Bedeutung dieser relationalen Ästhetik untersucht. „Form existiert nur in der Begegnung und in der dynamischen Beziehung“.

Jānis Dzirnieks: „Sharp Horizon“

„Die Wandarbeiten der Serie ‚Adapters‘ sind geprägt von meiner Zeit in der Stadt mit Renderqualität – Rotterdam. Hier werden visuell synthetische Qualitäten über alles andere gestellt, was oft zu geschmacklosen Erfahrungen führt, wie bei schön geformten Erdbeeren, die in den Hals rutschen und nur einen sauren Geschmack hinterlassen. Diese visuellen Darstellungen vermischten sich mit meinen eigenen Naturerfahrungen und ließen lichtemittierende Bären entstehen. Diese Bären kommen aus meiner Kindheitserinnerung an jene schlafvorbereitenden Verbündeten, die jeden Abend in eine Steckdose in meinem Zimmer gesteckt wurden. Ich versuchte, aus der Erinnerung zu rekonstruieren, wie so ein Objekt gemacht war; es war rund und hatte ein Bild darauf, das Bären beim Ballspielen oder etwas anderes in einer Landschaft darstellt. Wie viele waren es? War es Tag oder Nacht? Mit welcher Art von Ball haben sie gespielt? War es auf einer Wiese oder im Wald? Ich konnte und kann mich nicht erinnern“. (Jānis Dzirnieks)

Jānis Dzirnieks (1992 geb. in Riga) ist der bislang jüngste Künstler in der Serie von Ausstelllungen mit Kunst aus Lettland. 2013-2017 besuchte er die Kunstakademie Lettlands. Ein Erasmus-Stipendium führte ihn 2015-2016 an die Berliner Akademie der Künste. 2017-2019 absolvierte er ein Master-Studium am Piet Zwart Institute in Rotterdam. Er ist Mitglied des Künstlerkollektivs 3/8.

Die Ausstellung wird am Samstag, dem 13. April um 17 Uhr eröffnet und dauert bis zum zum 10. Mai 2019.

Famous Five „Der Gärtner“

Die 2. Ausstellung der Lettland-Reihe zeigt die Installlation „Der Gärtner / Dārznieks“ von der Gruppe „Famous Five“

Die Gruppe „Famous Five“ oder „F5“ wurde 1998 während des Medienkunstsymposiums „Polar Circuit“ in Tornio, Finnland gegründet. „F5“ gehören fünf Mitgliedern an, die in unterschiedlichen Besetzungen an verschiedenen Projekten arbeiten.

Im Jahr 2002 nahm „F5“ an der 25. Biennale von São Paulo mit der Arbeit „Have a Nice Night“ teil und vertrat 2005 die Republik Lettland auf der 51. Internationalen Biennale für zeitgenössische Kunst in Venedig mit der Ausstellung „Dark Bulb“.

Die Installation „Der Gärtner“ entstand in der Zusammenarbeit von Līga Marcinkeviča, Ieva Rubeze und Mārtiņš Ratniks und wurde erstmals im Zentrum für Zeitgenössische Kunst „KIM?“ in Riga gezeigt.

Līga Marcinkeviča, Ieva Rubeze und Mārtiņš Ratniks kommen zur Eröffnung. Norbert Weber gibt eine Einführung.

Die Ausstellung läuft bis zum 29. März. Sie ist Mo-Fr von 15-18 Uhr oder nach tel. Vereinbarung geöffnet

Long Pickled Cucumbers

„Long Pickled Cucumbers“ ist eine Zweikanal, HD Video-Projektion von Katrina Neiburga. Sie hatte in diesem Jahr Premiere auf der Internationalen Biennale für zeitgenössische Kunst „RIBOCA“ in Riga.

Eine Frau (die Künstlerin), ein Mann und ein Kind bewegen sich in der Abgeschiedenheit einer Wildnis, in einem Sumpfland mit schwankendem Boden. In dieser Natur erwecken die Rituale moderner Zeitgenossen den Anschein von absurden Versuchen, in der Einöde zu überleben. Es kommt eine Stimmung auf, die das Geschehen zwischen Vorzeit und Postapokalypse erscheinen lässt. Die elektronischen Klänge von Richie Hawtin aka Plastikman begleiten das Video wie ein Grundrauschen des modernen Lebens.

Katrina Neiburga hat nach dem Masterabschluss an der Staatl. Kunstakademie Lettlands die Kgl. Hochschule der bildenden Künste in Stockholm besucht. Sie hat an den Biennalen in Sidney und Moskau teilgenommen. 2009 erhielt sie den erstmals vergebenen Purvitis-Preis, den angesehensten Kunstpreis Lettlands, für ihr Video „Solitude“. 2015 hat sie Lettland auf der Biennale Venedig vertreten. Sie hat zahlreiche Szenografien für Ballett und Theater geschaffen, u. a. für die Nationaloper Lettlands und das Théâtre de la Bastille in Paris.

 

Peter Nagel: Hommage an NEMO

Die Ausstellung würdigt die vielfältige Zusammenarbeit von Peter Nagel und Norbert Weber in den Jahren 1978 – 2018.
Peter Nagel hatte den Kupferdrucker Norbert Weber dazu bewegt, sich in Schleswig-Holstein niederzulassen. Die Ausstellung dokumentiert Peter Nagels langjährige Arbeit im Druckatelier im Eckernförder Bootshaus. Zu sehen ist eine größere Auswahl von Grafiken von 1978 bis heute, beginnend mit der 1978 entstandenen Radierung „Kind mit Windmühle“ über die Grafik „Kunststück 1“, mit der Peter Nagel an der von NEMO 1985 verlegten preisgekrönten Mappe „Position Nord“ beteiligt war, bis hin zu der Mezzotinto-Radierung „Frau mit Zebrafisch“, die in diesem Jahr als Auflage zum Sonderpreis für die Besucher der Stadtführungen herausgegeben wurde.
Eine große Anzahl von Peter Nagels Grafiken ist auch im Bestand der Artothek verfügbar, die seit 1981 originale Kunstwerke an Bürgerinnen und Bürger der Stadt Eckernförde verleiht
Die Galerie NEMO hat Werke Peter Nagels wiederholt ausgestellt und aus diesem Anlass auch Kataloge herausgegeben. In der Jubiläumsausstellung zum 40jährigen Bestehen des „Kunstzentrums“ im Bootshausnimmt das Gemälde 2 mal 2 Meter messende Bild „Artistin“einen prominenten Platz  ein.

Ulrich Eller „Tischkomplex # 2“

Schwarzer Stoff, runde Lautsprecher und ein realabstrakter Klang in Bewegung. Dies alles passiert auf einer lang gestreckten Tischfläche.
Der Stoff dient als szenisches Material und betont in ursächlicher Bespannung jede einzelne Membran. Die exakten Kreisformen mit ihren unterschiedlichen Durchmessern erheben sich aus der Masse des Stoffes und scheinen darauf zu schwimmen. Die Klänge nutzen die Dimensionierung der Tischfläche in beide Richtungen, ohne Anfang und Ende – hier als überbordende Tischdecke und Faltenwurf in hörbarer Bewegung.

Ulrich Eller (* 9. Mai 1953 in Leverkusen) ist ein deutscher Künstler im Bereich installativer Klangkunst. Seine künstlerischen Arbeiten befassen sich seit 1978 mit raumbezogenen Klang- und Formschöpfungen.
2001 wurde der documenta-Teilnehmer Professor für das Fach Klangskulptur/ Klanginstallation am Kurt-Schwitters Forum der FH Hannover.
Seit 2004 besetzt Eller die eine Professur für Klangskulptur und Klanginstallation an der HBK Braunschweig.
1987 documenta 8, Kassel.
1994 Die Stillen, Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl.
1996 Sonambiente, Festival für Hören und Sehen, Berlin.
1999 Sub Raum, ZKM, Karlsruhe.
1999 Das XX. Jahrhundert. Ein Jahrhundert Kunst in Deutschland, Neue Nationalgalerie, Berlin.
2003 Conceptualisms in Musik, Kunst und Film, Akademie der Künste, Berlin.
2006 Sonambiente, Klang Kunst Sound Art, Berlin.
Für Ulrich Eller bietet der Klang die geeignete Voraussetzung, um auf verborgene Eigenschaften von unterschiedlichem Material hinzuweisen. „Meine Arbeiten sehe ich als Entwurf für eine neue, unbekannte Wirklichkeit, die sich jedem offenbart, der gewillt ist sie zu bemerken.“
Die Ausstellung geht vom 1. 9. (Eröffnung 15 Uhr) bis zum 1. 10. 2018.

„Türöffner-Tag“ der Sendung mit der Maus

Der 3. Oktober 2018 steht im Zeichen der Kinder und Familien: „Die Sendung mit der Maus“ (WDR) hat zum siebten bundesweiten „Türöffner-Tag“ aufgerufen. In Schleswig-Holstein werden sich dann sechs Türen öffnen, die sonst für Kinder verschlossen sind, darunter die Druckwerkstatt von Norbert Weber.

Hier gibt es nachmittags eine Mitmachaktion. Der Kunstverleih im Bootshaus öffnet für zehn Kinder zwischen 3 und 6 Jahren seine Tore. Dort können sie erfahren, wie originale Kunstwerke ausgeliehen werden. Sie suchen sich ein Kunstwerk aus, nehmen es mit in den Ausstellungsraum und benutzen es als Anregung für die eigene Malerei. Sie lernen, wie  man eine Monotypie macht. Mit allerlei Werkzeugen wird Farbe auf eine Kunststoffplatte aufgetragen und anschließend von dem einzigen professionellen Monotypiedrucker weit und breit auf einer schweren Presse auf feines Büttenpapier gedruckt. Die Aktion dauert ca. zwei Stunden (13:00 – 15:00 Uhr) Die Teilnahme ist nur möglich nach Anmeldung unter cult@nordcult.de (begrenztes Platzkontingent).

Als Monotypiedrucker arbeiten, heißt Experimentierfreude mit größter technischer Präzision zu verbinden und für die kleinen Künstler nicht nur Ausführender, sondern Partner im Schaffensprozess zu sein:  „Ich freue mich, wenn ich am Türöffner-Tag auch bei dem einen oder anderen Maus-Fan für noch mehr Durchblick sorgen kann.“

ensemble reflexion K in der Galerie NEMO

Mit „stream – im Fluss“ verlässt die Konzertreihe Neue Musik Eckernförde die derzeit wegen Innenrenovierung geschlossene St. Nicolai-Kirche und erkundet mit einem „Wanderkonzert“ neue Hörformen und Konzertorte in der Eckernförder Innenstadt.

Start und Ziel der Aufführung ist am Freitag, dem 17. 8. ab 19:30 Uhr das Schleswig-Holsteinische Künstlerhaus, Ottestraße 1, zwei weitere Konzertorte können in wenigen Minuten zu Fuß erreicht werden.  Ein Ort ist der Ausstellungsraum der Galerie NEMO, der andere das Langlo-Haus der Kirchengemeinde St. Nicolai.

Bei schönem Wetter gibt es die Möglichkeit, den Abend im Innenhof des Künstlerhauses sommerlich ausklingen zu lassen…

Programm:

Salvatore Sciarrino
„Ommaggio a Burri“  (1995)
für Altflöte, Bassklarinette und Violine

Gerald Eckert
„Brandung“  (2010)
für Tonband (und Video)
„Schemen – Feld 30“  (2017)
für Kontrabassklarinette und Tonband

Pablo Araya
„PHOWA“  (2018)   (UA)
für Bassflöte solo

Adriana Hölszky
„like a bird. Hommage à György Kurtág“  (2006)
für Violine solo

Helena Tulve
„stream“  (2006)
für Flöte, Klearinette, Violine und Violoncello

ensemble reflexion K
Beatrix Wagner Flöte
Joachim Striepens Klarinette
Lenka Zupkova Violine
Gerald Eckert Violoncello/ Klangregie

Ojārs Pētersons „Brücke über das Meer“

Passanten, die auf der Eckernförder Strandpromenade in Höhe des Exer unterwegs sind, fragen sich häufig, wie wohl das andere Ende der orangen Holzkonstruktion „Brücke über das Meer“ aussehen mag.

Der Künstler Ojārs Pētersons und die Leiterin der Sammlung des Lettischen Museums für zeitgenössische Kunst Astrīda Rogule haben am 26. Juli fünfzehn Eckernfördern, die mit Norbert Weber nach Riga gereist waren, die Gelegenheit gegeben, das im Depot des Lettischen Nationalen Kunstmuseums liegende Pendant in Augenschein zu nehmen. Dort lagern die zugerichteten Bauteile, die nach der Fertigstellung des Lettischen Museums für zeitgenössische Kunst vor dessen Neubau aufgebaut werden sollen.

Im November 2015 wurde eine Stiftung gegründet, die 30 Millionen Euro für das Museum bereitstellte. Einen internationalen Wettbewerb gewann das Büro von Adjaye Associates aus England . Der Bau wird auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs errichtet und von einem Park umgeben sein. Das Areal bildet den Übergang zwischen dem Neubaugebiet und älteren Vierteln der lettischen Hauptstadt. Das Museum soll zeitgenössische Kunst von 1960 bis zur Gegenwart zeigen. Die Sammlung fokussiert auf die Ostseeregion mit besonderer Berücksichtigung der lettischen Kunst.

Am 18. November 2021 soll das Gebäude des „Latvian Museum of Contemporary Art” (LMoCA) eröffnet werden.

Monotypien von René J Goffin

René J Goffin

Vom 14. Juli bis zum 20. August ist der Ausstellungsraum der Galerie Nemo Schauplatz einer Folge von Monotypien des Künstlers René J Goffin, die in den Wochen davor in der Werkstatt von Norbert Weber entstanden sind.

Monotypien sind  „gedruckte Malerei“, d. h. der Künstler malt mit (Öl)farben auf einem Untergrund, auf dem die Farbe nicht haftet (Kunststoff, Metall). Sie wird auf Büttenpapier abgedruckt. Es gibt nur einen einzigen Abzug. Die ästhetische Qualität unterscheidet sich grundlegend von Malerei auf Papier. Die unter Druck „abgegebene“ Farbe ist von hoher Transluzenz. Der Pressendruck glättet nicht nur das Büttenpapier, er quetscht Farbe unkalkulierbar, erzeugt unvorhersehbare Formen.

Als Drucker von Monotypien arbeitet Norbert Weber ohne Auftrag. Es gibt keine Bewerbung. Er lädt Künstler ein, deren Arbeit ihn interessieren und von denen er annimmt, dass eine Zusammenarbeit erfolgreich und ertragreich werden kann. Ein Erfolg ist nicht garantiert, denn es liegt im Wesen der Monotypie, dass die Ergebnisse risikoreich sind. Ein Monotypiedrucker muss Drucke als misslungen aufgeben können (was gerade bei Beginn einer Kooperation vorkommt), er muss ehrlicherweise auch zugeben können, dass die Arbeit mit einem Künstler überhaupt nicht harmoniert. Dann muss eine Zusammenarbeit auch aufgegeben werden können.