Carsten Höller „Vertigo“

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Eingeklemmt zwischen Boden und Decke steht eine eiserne Säule, von der in Augenhöhe zwei Arme horizontal etwa einen Meter kreuzförmig nach außen weisen. An den Enden hängen zwei im traditionellen Lehmformverfahren gegossene Glocken. In der „Basis“ befindet sich ein elektrischer Antrieb, der über ein Steuermodul die Säule in eine Drehung um die eigene Achse versetzt. Bei Beginn der Rotation werden die beiden Glocken zum Klingen gebracht, wenn die Klöppel eine senkrechte Stange passieren. Mit zunehmender Geschwindigkeit werden die Glocken durch die Zentrifugalkraft angehoben, so dass die Klöppel nicht mehr anschlagen. Erst beim Abbremsen kommt es wieder zum Anschlagen der Klöppel.

Carsten Höllers Konstruktion von 1997 zeichnet sich dadurch aus, dass sie das Postulat von der Autonomie des Kunstobjekts hinterfragt und es in seiner Abhängigkeit von den Menschen vorstellt, die sich mit ihm beschäftigen. Die ästhetische Erscheinung ist nicht eigenständig und dauerhaft festgeschrieben; sie ist variabel und den durch die Partizipation der Besucher ausgelösten Interdependenzen unterworfen. Nicolas Bourriaud hat die Bedeutung dieser relationalen Ästhetik untersucht. „Form existiert nur in der Begegnung und in der dynamischen Beziehung“.

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